Alexandrowka: Ein Stückchen Russland bei Berlin

Wer von Berlin aus einen kleinen Ausflug nach Russland unternehmen will, muss nicht unbedingt in ein Flugzeug nach Moskau steigen: Eine S-Bahn-Fahrt nach Potsdam genügt. Hier liegt die außergewöhnliche russische Kolonie Alexandrowska, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Sie entstand ab 1826 und besteht aus 14 traditionellen russischen Holzhäusern und einer schmucken russisch-orthodoxen Kirche.

Die Entstehung der Kolonie Alexandrowka

Zu verdanken hat die Kolonie ihre Entstehung ausgerechnet Napoleon: Dieser schlug 1806 in der Schlacht von Jena und Auerstedt die Preußen, die sich daraufhin in einer ungemütlichen Zwangsehe mit den Franzosen wiederfanden. 1812 zogen preußische Truppen mit Napoleon nach Russland, wo sie über 1000 Kriegsgefangene nahmen.

Eine Gruppe von 62 russischen Soldaten blieb in Potsdam und wurde als Chor einem preußischen Regiment unterstellt. Auch nach Napoleons endgültiger Niederlage 1815 blieben die russischen Sänger in Preußen und erhielten sogar noch Verstärkung von sieben weiteren Grenadieren, die Zar Alexander I. höchst selbst in den Westen schickte. Als der Zar 1825 verstarb, lebten noch zwölf russische Sänger in Potsdam und der preußische König Friedrich Wilhelm III. beschloss, für sie eine eigene Kolonie zu gründen, die zu Ehren des verstorbenen Zars Alexandrowka genannt wurde.

Jeder der zwölf Sänger erhielt ein eigenes komplett eingerichtetes Haus samt Garten und Milchkuh, dazu entstand die orthodoxe Alexander Newski-Kirche und zwei weitere Häuser für die beiden Aufseher. Der letzte direkte Nachfahre der russischen Sänger verstarb übrigens erst 2008.

Der Besuch der Kolonie Alexandrowka

Die Häuser befinden sich bis heute durchweg in Privatbesitz. Das Haus Nr. 2 wurde 2000 komplett renoviert und als Museum eröffnet. Hier erhalten Besucher gute Einblicke in das frühere Leben der Kolonie, sowie Informationen zur Geschichte und Architektur. Der Lennésche Garten wurde zur Bundesgartenschau 2001 originalgetreu mit zahlreichen historischen Obstsorten restauriert.

Im Garten ist zudem ein Café untergebracht. Ebenfalls zugänglich ist Haus Nr.1, das heute ein russisches Restaurant mit Innen- und Außenbereich beherbergt, sowie die hübsche Alexander-Newski-Kirche (außerhalb der Gottesdienstzeiten).

Ab und zu finden in der Kolonie Alexandrowska auch besondere Veranstaltungen wie das Apfelfest oder Konzerte mit russischer Volksmusik statt. Der Besuch kann mit einem Spaziergang zum nahen Pfingstberg mit dem Belvedere verbunden werden oder auch mit einem Besuch der Potsdamer Schlösser.

Von der Berliner Innenstadt ist die Kolonie Alexandrowska am leichtesten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln über den Hauptbahnhof Potsdam zu erreichen. Von hier fahren die Straßenbahnlinien 92 und 96 zur Kolonie, sowie die Buslinien 604, 609 und 629 (Haltestelle Am Schragen).