Aussichtspunkt und Trümmerberg: Der Teufelsberg im Grunewald

Auf eine rechte junge Geschichte blickt der ungewöhnliche Teufelsberg im Grunewald zwischen Havel und A115 zurück: Bei der heute zweithöchsten Erhebung Berlins handelt es sich nicht um einen normalen von Mutter Natur geschaffenen Berg sondern einen riesigen Trümmerhaufen – gekrönt von einer Abhörstation der Amerikaner aus der Zeit des kalten Krieges.

Die Geschichte des Teufelsbergs

Eines der größten megalomanischen Projekte der an Megalomanie nicht armen Nationalsozialisten war die Umgestaltung Berlins zur neuen Reichshauptstadt Germania. Nur wenige Gebäude kamen über das Planungsstadium heraus, darunter die Wehrtechnische Fakultät im Grunewald als erstes Bauwerk einer riesigen Hochschulstadt. Nachdem die Kapitulation des deutschen Reiches im Mai 1945 die Pläne der Nazis endgültig beerdigte, wurde der Rohbau gesprengt und teilweise abgerissen. Die Reste wurde mit dem reichlich vorhandenen Trümmerschutt des zerbombten Berlins gefüllt. Unvorstellbar: Noch bis 1972 wurden 26 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt zum höchsten Berg im damaligen West-Berlin aufgehäuft.

Anschließend wurde der Trümmerberg mit Sand und Mutterboden überzogen und mit Bäumen bepflanzt, so dass er schon noch einiger Zeit wie ein natürlicher Berg aussah. Während der Teilung Berlins war der Grunewald das wichtigste Naherholungsgebiet des eingeschlossenen West-Berlins und die Hänge des Teufelsbergs wurden bis zur Sperrung gerne zum Rodeln und Skilaufen genutzt.

Schon in den 50er Jahren entdeckte die US-Armee den noch wachsenden Berg als perfekten Standort für eine Abhöranlage um den Luftraum über Berlin zu bewachten und die DDR zu bespitzeln. Mit dem Ende des Kalten Kriegs 1989 wurde die Abhörstation obsolet und die Bauten mit ihren fünf markanten weißen Kuppeln wurden zunächst noch zur zivilen Überwachung des Luftraumes genutzt. Verschiedene Projekte wie der Bau von Luxuswohnungen und eines Museums scheiterten.

Der Teufelsberg heute

Während offiziell über die weitere Nutzung des Teufelsberges gestritten wird, dienen die öffentlich zugänglichen Bereiche weiterhin als Naherholungsgebiet. Im Sommer tummeln sich Mountainbiker und Gleitschirmflieger auf den Hängen, im Winter Skiläufer und Rodler. Schon vom frei zugänglichen Bereich bietet sich ein toller Blick über die Berliner Innenstadt, aus der u.a. der Funkturm am Messegelände und der Fernsehturm am Alexanderplatz herausragen.

Die ehemalige amerikanische Abhörstation kann heute im Rahmen verschiedener Themenführungen besucht werden. Bei einer 90-minütigen historischen Führung erfahren Besucher als über die Geschichte des Berges vom Trümmerhaufen zur Spionagestation der Amerikaner bis zum Austragungsort eines Ski-Weltcup-Rennens. Führungen sind freitags um 14.00 Uhr und samstags und sonntags um 13.00 Uhr möglich. Treffpunkt ist das Haupttor Field Station in der Teufelsseechaussee 10. Wichtig: Die Führung kostet 15,00€ pro Person und die Tickets können ausschließlich vorab online gekauft werden. In regelmäßigen Abständen werden auch abendliche Fackelwanderungen nach Sonnenuntergang angeboten, die das Gelände in eine ganz besondere Atmosphäre tauche

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