Der Berliner Ku’damm

Während der deutsch-deutschen Trennung war der Kurfürstendamm mit seinen zahllosen Geschäften das Tor zur Welt. Nach dem Fall der Mauer geriet er gegenüber den vielen Neubauten im ehemaligen Ostteil etwas ins Hintertreffen, doch heute ist er wieder einer der größten Touristenmagneten der Stadt. Am stärksten frequentiert ist der Abschnitt zwischen dem Joachimstaler Platz und dem Kaufhaus des Westens (wo der Ku’damm in die Tauentzienstraße übergangen ist).

Der historische Kurfürstendamm

Wie der Name schon verrät, wurde die heutige Flaniermeile 1542 zunächst als einfacher Reitweg für Kurfürst Joachim II. angelegt, damit der Herrscher  problemlos zwischen seinem Stadtschloss und seinem Jagdschloss im Grunewald hin- und her reiten konnte.  Dazu wurde der weiche Boden mit Holzknüppeln verstärkt – einem sogenannten Knüppeldamm.  Noch bis ins 19. Jahrhundert blieb der Damm des Kurfürsten ein einfacher Weg.   Erst als das neugegründete Deutsche Reich 1875 mit der Planung einer Villenkolonie im Grunewald begann, sprach sich Bismarck dafür aus, den Weg zu einer neuen über 50 Meter breiten Prachtstraße auszubauen.

Offiziell eingeweiht wurde der „Boulevard Kurfürstendamm“ am 5.Mai 1886 und machte bald der bisherigen Edelmeile „Unter den Linden“ in Mitte Konkurrenz.  Im Café des Westens, auch Café Größenwahn  traf sich um die Jahrhundertwende die Berliner Bohème,  die hier Evergreens komponierte und Zeitungen gründete.  Später wurde es vom Eomanischen Café und der Kakadu Bar abgelöst.  Während der Weimarer Republik waren die Cafés und Bars rund um den Kurfürstendamm und den Joachimstaler Platz das Zentrum der Goldenen Zwanziger, ehe der aufsteigende Nationalsozialismus der kreativen künstlerischen Szene ein Ende bereitete.

 Der Ku’damm als Schaufenster des Westens

Nach dem 2.Weltkrieg und der Teilung Berlins wurde der Kurfürstendamm zur wichtigsten Flaniermeile West-Berlins. Bewusst wurde hier auf Propaganda gesetzt: Der Ku’damm sollte das Wirtschaftswunder West-Deutschlands reflektieren und die Fülle der Konsumgüter im kapitalistischen Westen.  Aus dieser Zeit stammt auch das Europa-Center, das 1963 nach dem Vorbild amerikanischer Malls erbaut wurde und aus Büros, Kinos, Hotels und sogar einer Eisbahn bestand. Es wurde mehrfach renoviert und erneuert und lockt heute Besucher mit hübschen Skulpturen wie dem Lotus-Brunnen und der „Uhr der fließenden Zeit“ an.

Eine wichtige Rolle spielte dabei auch das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) auf der Tauentzienstraße, einer Verlängerung des Ku’damms. Der Name ist allerdings wesentlich älter als die deutsch-deutsche Teilung: Schon bei seiner Eröffnung 1907 erhielt das neue Nobelkaufhaus seinen Namen um auf die geografische Lage im „Neuen Westen“ Berlins aufmerksam zu machen.  Seit der Wiedervereinigung macht das KaDeWe schwere Jahre durch, doch die Feinkostabteilung genießt noch immer einen hervorragenden Ruf.

Die Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche

Als Mahnmal für die Zerstörungen des 2.Weltkriegs dient die Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die 1895 im Stil der Neuromanik mit fünf Türmen errichtet worden war. Der aus Köln stammende Architekt Franz Schwechten hatte sich dabei an den romanischen Kirchen des Rheinlandes orientiert.  Nach dem Krieg blieb von der stolzen Kirche nur noch eine traurige Ruine übrig, die noch bis 1956 stehen blieb.   Weil sich Berlin nicht entscheiden konnte, ob die Ruine komplett abgerissen werden oder renoviert werden sollte, blieb es schließlich bei einem fragwürdigen Kompromiss: Der alte Hauptturm blieb als Ruine und Mahnmal erhalten, der Rest wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Von außen wenig attraktiv begeistert das neue Kirchenschiff von innen mit seinen insgesamt 20.000 kleinen Glasfenstern, die herrliche Lichteffekte zaubern.

Der Ku’damm als Unterhaltungsviertel

In den Goldenen Zwanziger Jahren eröffneten am Ku’damm zahlreiche Theater und Kinos, von denen einige bis heute überlebt haben, darunter das Theater am Kurfürstendamm, die Komödie am Kurfürstendamm und das Theater des Westens in der benachbarten Kantstraße. Markant ist auch das Gebäude der Schaubühne am Lehniner Platz, das 1928 als größtes Kino Berlins eröffnete und heute (nach dem Wiederaufbau  nach dem Krieg) unter Denkmalschutz steht.

Legendär ist auch das Café Kranzler mit seiner auffälligen weiß-roten Markise, das auf bewegte Zeiten zurückblickt.  Zur Jahrtausendwende vom Abriss bedroht, wurde es von Gerry Weber übernommen und modernisiert. So lässt sich auch heute noch ein Bummel über dem Ku’damm bei einem Kännchen Kaffee im Kranzler beenden.