Der Checkpoint Charlie war während des Kalten Krieges der wichtigste Grenzübergang zwischen Ost und West im Herzen Berlins und spielte in zahllosen Agenten- und Spionagefilmen eine wichtige Rolle. Heute wirkt der ehemalige Grenzposten im Trubel der Shoppingmeile Friedrichstraße etwas verloren, doch er ist schon aufgrund des benachbarten Museums einen Besuch wert.
Die Checkpoints in Berlin
Der fast putzig anmutende Name Charlie ergab sich aus der Nutzung des internationalen Buchstabieralphabetes für die Berliner Kontrollpunkte. Das „C“ weist darauf hin, dass Charlie der dritte Kontrollpunkt war – außer ihm gab es noch den Checkpoint Alpha am Grenzübergang Helmstedt-Marienborn an der heutigen A2 (der heute in die Gedenkstätte „Deutsche Teilung Marienborn“ umgewandelt wurde) und den Checkpoint Bravo am Grenzübergang Dreilinden-Drewitz an der A115 südlich von Berlin (mit der Ausstellung „FREUNDwärts – FEINDwärts“).
Während Alpha und Bravo dem motorisierten Transitverkehr von und nach West-Berlin dienten, war der Checkpoint Charlie der einzige Kontrollpunkt im Herzen Berlins – der nur von Angehörigen der Alliierten, ausländischen Touristen DDR-Funktionären und Mitarbeitern der der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR genutzt werden dürfte.
Die Geschichte des Checkpoint Charlie
Schon die Namensgebung wirft ein Licht auf die west- und ostdeutschen Befindlichkeiten: Die DDR sprach vom Grenzübergang Friedrichstraße, während die BRD und die drei westlichen Alliierten die „Grenze“ als solche nicht anerkannten und daher nur von einer Kontrollstelle (Checkpoint) redeten. Der Checkpoint Charlie wurde kurz nach dem Bau der Berliner Mauer am 13.August eingerichtet um Diplomaten, Militärangehörigen und ausländischen Touristen den Wechsel zwischen West- und Ost-Berlin im Herzen der Stadt zu ermöglichen.
Nur zwei Monate später kam es zu einem diplomatischen Zwischenfall, als sich ein US-Diplomat weigerte, DDR-Volkspolizisten seinen Pass zu zeigen – die Kontrolle steht nur den vier Besatzungsmächten zu. Der Vorfall geht glimpflich aus, doch US-General Lucius D. Clay nahm den Affront persönlich. Zugleich weigert sich SED-Chef Ulbricht – der die unbefugten Passkontrollen befohlen hatte und von den Sowjets nicht zurückgepfiffen wurde – nachzugeben. Am 25.Oktober rollen schließlich amerikanische Panzer vor dem Checkpoint Charlie auf. Einen Tag später stehen auf der anderen Seite sowjetische Panzer. Die Welt hält den Atem an, die Telefondrähte zwischen Washington und Moskau glühen. Anders als Clay und Ulbricht behalten Kennedy und Chruschtschow die Nerven – die Panzer ziehen wieder ab.
Tragische Fluchten am Checkpoint Charlie
Nur ein Jahr später, am 17. August 1962, stand der Checkpoint Charlie wieder im Mittelpunkt des Weltgeschehens, als der DDR-Flüchtling Peter Fechter die Mauer am Checkpoint Charlie überklettern wollte und von drei DDR-Grenzern erschossen wurde. Über eine Stunde lag er sterbend auf dem Gebiet der DDR, während westdeutsche Helfer hilflos zusehen mussten. Kritisiert wurden auch die US-Soldaten, die nicht eingriffen. Das US-Magazin Time berichtete unter dem Titel „Wall of Shame“ über den Vorfall.
Auch später kam es am Checkpoint Charlie immer wieder zu gescheiterten und erfolgreichen Fluchten aus der DDR. So war der Checkpoint Charlie dann auch die geeignete Adresse um ein Mauermuseum einzurichten, dass die vielen Fluchtversuche dokumentiert, darunter auch originale Fluchtautos, selbstgenähte Heißluftballons, Mini-U-Boote und vieles mehr.
Checkpoint Charlie heute
Zum Entsetzen vieler Menschen weltweit wurde der originale Kontrollposten samt Wachturm kurz nach der Wende abgerissen, als die Friedrichstraße grundlegend renoviert und in eine moderne Shoppingmeile umgewandelt wurde. Originalteile des Checkpoints wurden in das Alliiertenmuseum in Dahlem gebracht. Immerhin wurde 2000 eine Rekonstruktion des Grenzpostens eingerichtet, komplett mit Sandsäcken (aus Beton), dem legendären Hinweisschild „You are leaving the American Sector“, Flaggen und verkleideten Grenzposten. 2006 kam eine Freilicht-Galerie hinzu, die heutigen Touristen die Geschichte des Checkpoint Charlie erläutert.