Das Reichstagsgebäude in Mitte, meistens einfach kurz „Reichstag“ genannt, ist eines der bekanntesten Bauwerke von ganz Berlin. Auch wer noch nie in Berlin war, kennt das Gebäude schließlich gut aus den Fernsehnachrichten, in denen es fast jeden Tag als offizieller Sitz des Deutschen Bundestages zu sehen ist. Wer aber kennt die bewegte Geschichte des Reichstags?
Vom Kaiserreich zur Bundesrepublik
Nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 musste ein neues Gebäude her, in dem das Parlament des Reiches – der sogenannte Reichstag – seine Sitzungen abhalten konnte. Die zunächst vorgesehenen Räume im Preußischen Abgeordnetenhaus an der Leipziger Straße waren ganz einfach zu klein. Ein Neubau sollte her. Als Standort wurde nach langem Hin und Her die freie Ostseite des Königsplatzes zwischen Tiergarten und Spree gewählt, der heute Platz der Republik heißt.
Hier entstand der monumentale Bau in einer Mischung aus Neorenaissance, Neobarock und einer auffälligen, zu jener Zeit ultramodernen Kuppel. Was heute kaum noch jemand weiß: Der Reichstag war ursprünglich einmal weiß und wirkte mit seiner prunkvollen Kuppel und dem hübschen Springbrunnen vor dem Eingang eher wie ein Schloss. Von Innen war der Reichstag ultramodern: Ein eigenes Kraftwerk versorgte ihn mit Strom, es gab Zentralheizung, Ventilatoren und sogar schon Telefone. Dass die Innenräume vornehmlich mit Holz ausgekleidet wurden, sollte sich noch rächen.
In der Nacht zum 28.Februar 1933 wurde im Plenarsaal ein Feuer gelegt, der daraufhin samt einiger Nebenräume ausbrannte. Für Hitler und seine Nazis wurde der Reichstagsbrand zum perfekten Vorwand das Parlament zu entmachten. Der Plenarsaal wurde nicht mehr renoviert und während des zweiten Weltkrieges wurden sogar die Fenster zugemauert, während im Inneren ein Lazarett eingerichtet wurde. Nach Kriegsende lagen große Teile des Reichstagsgebäudes in Trümmern. Die Kuppel hatte jedoch überlebt – sie wurde erst 1954 aus Sicherheitsgründen gesprengt. Während der DDR-Jahre wurde das Reichstagsgebäude zwar instandgesetzt, aber nicht mehr für politische Sitzungen genutzt. Wie das benachbarte Brandenburger Tor stand auch der Reichstag direkt an der Berliner Mauer in einer Art Niemandsland und wurde für Ausstellungen genutzt.
Der Reichstag heute
Als nach der Wende die Entscheidung fiel, die Hauptstadt der wiedervereinigten Bundesrepublik von Bonn nach Berlin zu verlegen, kam auch das Reichstagsgebäude wieder zu seinem Recht: Komplett renoviert, sollte es dem gesamtdeutschen Bundestag als Plenargebäude dienen. Dabei sollte es auch endlich wieder eine neue Kuppel erhalten, die jedoch ganz anders ausfiel aus das historische Vorbild: Dem wuchtigen Sandsteinbau wurde eine gläserne runde Kuppel mit einer spiralförmigen begehbaren Treppe für Besucher aufgepropft. Diese wirkt bis heute wie ein architektonischer Fremdkörper, hat sich jedoch zu einem der größten Touristenmagneten in Berlin entwickelt.
Der Besuch des Reichstagsgebäudes
Einfach so in den Reichstag hineinspazieren darf niemand. Die beste Möglichkeit, das Reichstagsgebäude und seine wechselvolle Geschichte ausführlich kennenzulernen, ist die Teilnahme an einer Führung. Diese finden mehrmals täglich statt und dauern 90 Minuten. Allerdings sind Führungen nur in den sitzungsfreien Zeiten möglich. An den Wochenenden finden spezielle Kunst- und Architekturführungen statt.
Die Kuppel und die Dachterrasse sind theoretisch jederzeit frei zugänglich – allerdings nur nach vorheriger Anmeldung, da die Zahl der Besucher begrenzt ist. Wer dies verpennt hat, kann die Serviceaußenstelle des Besucherdienstes in der Scheidemannstraße (neben dem Berlin-Pavillon) aufsuchen. Sind noch Plätze frei, kann hier auch kurzfristig eine Zutrittsberechtigung erhalten. Wer dem Bundestag bei der Arbeit zusehen will, kann sich für die Besuchertribünen im Plenarsaal anmelden – Pflichtprogramm für viele Schulklassen, aber auch für Privatpersonen durchaus interessant. Sämtliche Anmeldungen für den Reichstag – ob Führung, Besuch einer Sitzung oder einfach nur der Besuch der Kuppel sollten über das Anmeldeformular erfolgen.