Wie war es noch in der DDR? Der Mauerfall und das Ende der Deutschen Demokratischen Republik liegt mittlerweile über 20 Jahre zurück und eine ganze Generation ist herangewachsen, die sich nicht mehr an das geteilte Deutschland erinnert. Hier setzt das DDR Museum in Mitte an, das die Alltagskultur der DDR festhält und sich seit der Eröffnung 2006 zu einem der beliebtesten Museen von Berlin entwickelt hat.
Alltag in der DDR
Über 200.000 Objekte aus der DDR wurden in den Räumen an der Uferpromenade der Spree gegenüber dem Berliner Dom zusammengetragen und lassen das Alltagsleben der DDR lebendig werden. Großer Wert wird dabei auf die Interaktivität gelegt, d.h. die Besucher sollen nicht nur Objekte hinter Glas bewundern, sondern sich selbst in das damalige Leben einfühlen können. Sie können sich in einem typischen DDR-Wohnzimmer im Plattenbau auf das Sofa setzen und DDR-Sendungen im Fernsehen verfolgen, in einem Trabi eine simulierte Fahrt durch Ostberlin unternehmen oder typische DDR-Kleidung aus einem Kleiderschrank nehmen und anfassen. Junge Leute erfahren, wer das „Rumpelmännchen“ war und dass in den Kitas der DDR kollektives Töpfchengehen angesagt war. Im Erlebnisrestaurant Domklause wird typische DDR-Kost vom Szegediner Gulasch bis zum Goldbroiler mit Leipziger Allerlei serviert.
Wanzen im Museums-Wohnzimmer
Insgesamt besteht die Ausstellung aus 27 unterschiedlichen Themenbereichen, die neben Alltagselementen wie Mode, Freizeit, Kultur und Wohnen auch politische Aspekte wie die Ideologie der DDR, die Grenze und die Stasi umfasst. So gehört auch eine nachgebaute Gefängniszelle und ein Verhörraum zur Ausstellung und ist eine typische Abhöreinrichtung der Stasi zu sehen. Besucher können sich Kopfhörer aufsetzen und andere Besucher belauschen, die sich gerade im Wohnzimmer unterhalten – auch dies war schließlich ein Stück DDR-Realität. Sinnigerweise endet der Rundgang durch den Sozialismus dann auch mit einem Loch in der Berliner Mauer, durch das der Ausgang erreicht wird.
Die Geschichte des DDR-Museums
Nach der Wende wurde die DDR in fast atemberaubender Geschwindigkeit abgeschafft. Nicht nur die Berliner Mauer wurde so schnell abgerissen, dass sich später so mancher wünsche, es wäre mehr übrig geblieben, das der Nachwelt als Erinnerung und Mahnmal dienen könnte. Auch die Alltagskultur der DDR schien so schnell verschwunden wie die Mauer und die Trabis auf den ostdeutschen Straßen. Dies fiel dem Freiburger Politikwissenschaftler Peter Kenzelmann auf, der sich Anfang der 00er Jahre auf die Suche nach den Spuren der DDR in Berlin machte – und zu einer Ausstellung in Amsterdam verwiesen wurde. So kam er auf die Idee, in Berlin ein DDR-Museum zu gründen und fand in Robert Rückel einen Partner für seine Idee.
Beide stießen mit der Idee eines privat finanzierten Museums zunächst auf Ablehnung. Wessis, die auf der Ostalgie-Welle mitschwimmen und abkassieren wollten, lautete der Verdacht. Auch Banken und Privatinvestoren lehnten ab. Da gingen die beiden auf volles Risiko und finanzierten ihr Museum selbst. Am Spreeufer fanden sie einen geeigneten Ausstellungsraum und machten sich auf die Suche nach Ausstellungsstücken. Ihr Mut wurde belohnt: Schon ein Jahr nach dem Eröffnung des DDR-Museums hatten sich über 250.000 Besucher die interaktive Ausstellung zum Alltagsleben der DDR angesehen, darunter sehr viele Jüngere und viele, die sonst kaum ins Museum gingen.
Im Januar 2008 wurde das DDR-Museum für den Preis als „Europäisches Museum des Jahres“ nominiert – eine Leistung die 2012 wiederholt wurde, nachdem das Museums seine Ausstellungsfläche 2010 verdoppelt hatte und viele neue Themenbereiche hinzufügen konnte. Noch immer verzichtet das DDR Museum auf staatliche Förderung und wird stattdessen von einem gemeinnützigen Förderverein unterstützt.