Einst war der Potsdamer Platz für Berlin, was der Times Square für New York und der Piccadilly Circus für London waren: Ein Ort im Herzen der Stadt, an dem nicht nur die Verkehrsströme zusammenliefen, sondern auch die Menschen Tag und Nacht zusammenkamen. Nach vielen
Jahren im Niemandsland hat der Potsdamer Platz im 21. Jahrhundert eine fast unglaubliche Wiederauferstehung gefeiert und gilt heute als Berlins modernstes Viertel und Besucherattraktion.
Der Potsdamer Platz früher
Schon im 18.Jahrhundert kam dem Platz vor den Stadttoren Berlins eine Funktion als Verkehrsverteiler an der Reichsstraße 1, die vom Rheinland im tiefen Westen bis nach Ostpreußen verlief. 1838 kam der Potsdamer Fernbahnhof hinzu und 1902 die erste Berliner U-Bahn. Zu diesem Zeitpunkt entwickelte sich der Potsdamer Platz bereits zum abendlichen Amüsierviertel, an dem mehrere Hotels, Cafés; Kinos und Unterhaltungsbetriebe entstanden.
Das „Haus Vaterland“ der Kempinski-Familie war in den „Goldenen Zwanzigern“ der größte Amüsierbetrieb von ganz Deutschland. Und wer denkt, dass die Amerikaner „Themenrestaurants“ wie das Rainforest Café als erste entwickelt haben, täuscht sich: In den „Rheinterrassen“ am Potsdamer Platz wurde schon in den Zwanzigern einmal pro Stunde ein künstliches Gewitter für die Gäste inszeniert. Am Potsdamer Platz schlug auch die Geburtsstunde des deutschen Rundfunks im Vox-Haus und hier regelte zum ersten Mal eine Ampel den Verkehr der Hauptstadt.
Im zweiten Weltkrieg erlitt der Potsdamer Platz starke Zerstörungen. Da er geografisch günstig genau zwischen den britischen, amerikanischen und sowjetischen Sektoren des geteilten Berlin lag, entwickelte sich in seinen Ruinen ein blühender Schwarzmarkt. Hatte Berlin zunächst noch auf einen Wiederaufbau des Platzes gehofft, mussten diese Hoffnungen mit dem Bau der Berliner Mauer endgültig begraben werden, denn die Mauer verlief mitten durch den Platz und machte ihn zum Niemandsland. Die letzten noch stehenden Gebäude wurden sowohl im Osten als auch im Westen abgerissen.
Der Potsdamer Platz nach der Wende
Mit dem Fall der Mauer wurde 1989 auf einmal ein großes Stück Land im Herzen von Berlin frei. Legendär war das Konzert „The Wall“ von Rogers Waters, das am 21. Juli 1990 vor rund 300.000 Zuschauern auf dem ehemaligen Todesstreifen am Potsdamer Platz aufgeführt wurde. Kurz danach wurde am Potsdamer Platz mit der Neugestaltung begonnen, die eine „moderne City des 21. Jahrhunderts“ vorsah.
Zu den bekanntesten Gebäuden des „neuen“ Potsdamer Platzes gehören das Sony Center mit seinem markanten Zeltdach, der Bahntower der Deutschen Bahn, das debis-Haus von Renzo Piano und der 103 Meter hohe Kollhoff-Tower, dessen Dachterrasse öffentlich zugänglich ist.
An die goldene Zeit des Potsdamer Platzes als wichtigste Amüsiermeile Berlins erinnert der Marlene Dietrich-Platz, an dem das Theater am Potsdamer Platz liegt, das zum Theater umgewandelte ehemalige IMAX-Kino, das Spielcasino Berlin und das Grand Hyatt Hotel. Die einzelnen Gebäude sind durch die Arkaden miteinander verbunden, eine typische moderne Einkaufspassage.
Ausgehviertel Potsdamer Platz
An alte Glanzzeiten konnte der Potsdamer Platz bislang nicht anknüpfen, da die Atmosphäre dazu abends doch zu steril ist. Lediglich das Sony Center mit seinem abends bunt angeleuchteten Dach erfreut sich großer Beliebtheit – wozu möglicherweise auch die Übertragungen während der Fußball-WM 2006 beigetragen haben. Ein Kuriosum im Sony Center sind die Überreste des Hotels Esplanade, das einst an dieser Stelle stand: Der denkmalgeschützte Kaisersaal und der Frühstückraum des alten Hotels wurden vor dem Abriss gerettet und in das neue Sony Center integriert. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Filmhaus, ein neues Museum für Film und Fernsehen, und das Legoland Discovery Centre, das vor allem Familien anzieht.
Freunde moderner Kunst können mehrere Skulpturen bewundern, die sich im Besitz der Daimler AG befinden und die rund um den Daimler-Firmensitz ausgestellt sind, darunter „Landed“ von Auke de Vries an der Fassade des debis-Hauses und „Galileo“ von Mark di Suvero vor dem Eingang. Um dem Potsdamer Platz herum entstanden in den letzten Jahren schöne neue Grünanlagen, die die Atmosphäre etwas auflockern, darunter der Tilla Durieux-Park auf dem Gelände des alten Bahnhofs.