Ein Fahrstuhl für Schiffe: Das Schiffshebewerk Niederfinow

In der Binnenschifffahrt müssen Schiffe auf Flüssen und Kanälen häufig Höhenunterschiede überwinden. Meist erfolgt dies mit Hilfe von Schleusen: Das Schiff fährt in die Schleuse, wo sich der Wasserstand auf das Niveau des weiteren Wasserweges hebt oder senkt. Dann setzt das Schiff dort seine Reise fort. In manchen Fällen sind die Höhenunterschiede jedoch so groß, dass eine Schleuse nicht mehr genügt. In diesem Fall muss ein sogenanntes Schiffshebewerk eingesetzt werden. Dabei wird das gesamte Schiff in den neuen Kanal, bzw. Fluss gehoben. Wie dies in der Realität funktioniert, können Touristen am Finowkanal bei Eberswalde erleben: Hier bliebt das alte Schiffshebewerk Niederfinow als touristische Attraktion erhalten, während ein Neubau die eigentliche Arbeit erledigt: Es ist in der Lage auch größere moderne Containerschiffe durch den Engpass am Oder-Havel-Kanal zu bewegen, der Berlin mit Stettin verbindet.

Das historische Schiffshebewerk Niederfinow

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde im damaligen deutschen Reich ein neuer Schifffahrtsweg zwischen Berlin und Stettin über die Havel und die Oder geplant um der Hauptstadt Berlin einen besseren Anschluss an die Ostsee zu ermöglichen. Bei Eberswalde mussten dazu etwa 36 Höhenmeter überwunden werden – zu viel für eine Schleusentreppe. Stattdessen wurde ein Schiffshebewerk mit Waagebalken entworfen, dessen Konstruktion jedoch durch den ersten Weltkrieg verhindert wurde. Als die Planungen 1923 erneut aufgenommen wurden, entschieden sich die Bauherren stattdessen für ein Troghebewerk. Insgesamt elf Jahre sollten noch ins Land gehen bis das Schiffhebewerk im März 1934 eröffnet wurde.

Die gigantische Stahlkonstruktion ist bis heute voll funktionsfähig und tut noch immer ihren Dienst. Da auch Binnenschiffe jedoch immer größer und schwerer geworden sind, stößt das Schiffhebewerk immer stärker an seine Grenzen. Der Trog, in dem die Schiffe hochgehoben werden, kann beispielsweise nur Schiffe bis zu einer Länge von 84 Metern aufnehmen, während viele moderne Schiffe heute über 100 Menge lang sind.  Daher wurde 2009 mit dem Bau des benachbarten Schiffshebewerks Niederfinow Nord begonnen, dass spätestens ab 2025 die gesamte Arbeit erledigen wird.

Die Besichtigung des Schiffshebewerks Niederfinow

Rund 250.000 touristische Besucher strömen schon jetzt jedes Jahr zum historischen Schiffshebewerk Niederfinow um die Konstruktion mit eigenen Augen zu sehen und idealerweise ein Schiff beim Transport zu beobachten. Interessierte sollten dabei beachten, dass das Schiffshebewerk in den Wintermonaten (Januar und Februar) geschlossen ist.  Die über das Jahr verteilt unterschiedlichen Öffnungszeiten zwischen Ende Februar und Ende Dezember können jeweils auf der Website des Schiffshebewerks unter www.schiffshebewerk-niederfinow.info eingesehen werden. Auf Anfrage können auch Führungen für interessierte Gruppen durch das alte und das neue Schiffshebewerk arrangiert werden.

Der Eingang und das Informationszentrum befinden sich im Krafthaus an der Straße Lieper Schleuse 6. Hier können sich die Besucher über die historischen Hintergründe und den Bau informieren. Bis zur Eröffnung des neuen Schiffshebewerks soll das Besucherzentrum noch einmal erweitert werden. Dann können Touristen das Geschehen von einer 40 Meter hohen Brücke noch besser verfolgen.

Anfahrt: Von Berlin über die A11 bis Finowfurt und von dort weiter über die B167 durch Eberswalde weiter bis Hohenfinow. Auch die Anreise mit der Bahn ist möglich: Vom Bahnhof Eberswalde fährt die RB60 zum Bahnhof Niederfinow. Von hier ist das Schiffshebewerk etwa 1000 Meter entfernt und gut fußläufig zu erreichen.

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