Wer kennt ihn nicht, den Sarotti-Mohr der gleichnamigen Schokoladenfabrik, die auf eine über 150-jährige Geschichte in Berlin zurückblickt? Zwar wird schon lange keine Schokolade mehr in Berlin selbst hergestellt, doch die Sarotti-Höfe haben sich zu einem beliebten Ausflugsziel für Naschkatzen jeden Alters entwickelt. Kein Geheimtipp mehr ist der Brunch, der an Sonn- und Feiertagen zwischen 10.00 und 14.00 Uhr angeboten wird: Dann sprudelt der Sarotti-Schokoladenbrunnen zusätzlich zu vielen anderen Köstlichkeiten.
Die Geschichte der Sarotti-Höfe
Das denkmalgeschützte Quartier im Herzen des Szeneviertels Kreuzbergs besteht aus insgesamt sechs Höfen am Mehringdamm. Seine Geschichte begann im Jahr 1859, als Carl Griese auf seinem Grundstück an der Tempelhofer Straße ein „Wohn-, Stall- und Apartmentgebäude“ errichtete. Im Erdgeschoss entstand ein Stall für neun Pferde und darüber auf zwei Etagen Wohnräume.
Schon bald kamen weitere Anbauten hinzu. 1881 kaufte der Konditor Hugo Hoffmann das Haus an der mittlerweile Belle-Alliance-Straße umgetauften Straße und kaufte zur Hausnummer 81 auch die beiden Nachbarhäuser 82 und 83 hinzu.
Hoffmann hatte im selben Jahr die 1852 in der Friedrichstraße eröffnete „Confiserie-Waren-Handlung Felix & Sarotti“ von Heinrich Ludwig Neumann übernommen, der vor allem importierte Süßwaren aus Paris verkaufte, aber auch von Hoffmann beliefert wurde. Die Herkunft des Namens Sarotti, den Hoffmann nach der Übernahme weiterführte, ist bis heute ungeklärt. Hoffmann hatte mit seinen Süßwaren so großen Erfolg, dass er das Areal in Kreuzberg übernahm und die erste große Schokoladenfabrik Berlins in Betrieb nahm.
Bis zur Jahrhundertwende stieg die Zahl der Mitarbeiter von 162 auf über 1000. Berlin konnte gar nicht genug bekommen von Schokolade, Pralinen, Marzipan und heißem Kakao. 1911 erfolgte der Umzug aus Kreuzberg in das neue größere Sarotti-Werk in Tempelhof am Teltow-Kanal, wo noch bis 1998 Schokolade hergestellt wurde.
Seit der Übernahme durch die Stollwerck AG wird die Sarotti-Schokolade im Werk von Stollwerck in Marienfelde hergestellt. Hier im Werksverkauf lassen sich übrigens stets tolle Schnäppchen machen. Neben der eigentlichen Schokolade gibt es einen Sarotti-Fanshop mit Sammlerstücken der berühmten Werbefigur, die übrigens heute aus Gründen der Political Correctness nicht mehr als Sarotti-Mohr, sondern als Sarotti-Magier bezeichnet wird.
Die Sarotti-Höfe heute
Nach dem Auszug der Sarotti-Schokoladenfabrik wurde das Areal an der Belle-Alliance-Straße (dem heutigen Mehringdamm) für unterschiedliche Zwecke genutzt und beherbergt heute eine bunte Mischung als Künstler-Ateliers, Handwerksbetrieben, Eventagenturen und Start-Ups.
Schokoladenfans können sich im Café mit heißem Kakao und Schokoladenkuchen verwöhnen lassen und im Sarotti-Hotel nächtigen. Natürlich darf auch ein Sarotti-Souvenirshop nicht fehlen, in dem Besucher verschiedene Schokoladensorten, Pralinen, Kakao und Souvenirs mit dem berühmten Sarotti-Magier erwerben können. Das ehemalige Schmelzwerk wurde in eine angesagte Event-Location umgewandelt, die beispielsweise für Hochzeiten oder große Partys angemietet werden kann.
Die Sarotti-Höfe sind bislang noch ein echter Geheimtipp für Einheimische direkt neben dem kultigen Bergmannkiez und noch lange nicht so überlaufen wie die Hackeschen Höfe in Mitte. Ein echtes Highlight für Familien mit Kindern und Naschkatzen jeden Alters.
Wer noch mehr über die historischen Hintergründe der Sarotti-Höfe und des Industriestandortes Kreuzberg mit seiner ungewöhnlichen Mischung aus Wohnhäusern und Fabriken erfahren will, kann sich auch speziellen Führungen durch das Viertel anschließen.