Im Herzen von Berlin liegt der Gendarmenmarkt, die „gute Stube der Stadt“ mit dem Konzerthaus, dem Deutschen und dem Französischen Dom. Seit einigen Jahren finden auf dem Gendarmenmarkt wieder regelmäßig große Veranstaltungen, Open Air Konzerte und ein schöner Weihnachtsmarkt statt. Den „schönsten Platz Berlins“ muss jeder einmal besucht haben.
Die Entwicklung des Gendarmenmarktes
Kurfürst Friedrich I. beschloss Ende des 17.Jahrhunderts ein ganz neues Stadtviertel außerhalb des längst zu klein gewordenen Berliner Stadtkerns anzulegen, das den Namen Friedrichstadt tragen sollte. Das neue Viertel erhielt einen schachbrettartigen Grundriss mit rechtwinkligen Straßenverläufen, bei denen nur wenige Ausnahmen gemacht wurden: Eine solche Ausnahme war der Gendarmenmarkt, der sich über drei der Karrees erstreckt und zunächst Lindenmarkt genannt wurde. Die beiden fehlenden Straßen – die Jägerstraße und die Taubenstraße – sind als Fußgängerzonen auf dem Platz erkennbar.
In der neuen Friedrichstadt siedelten sich nicht nur viele Berliner an, sondern auch zahlreiche französische Hugenotten, protestantische Flüchtlinge, die durch das Edikt von Fontainebleau gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Als Antwort auf dieses Edikt des Sonnenkönigs Ludwig XIV. erließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg das Edikt von Potsdam, das den französischen Flüchtlingen Schutz und Glaubensfreiheit gewährte. Auf dem Gendarmenmarkt entstanden kurz darauf die beiden identischen Kirchen- der deutsche Dom und der französische Dom, als steingewordener Ausdruck dieser religiösen Toleranz.
Der Name des Gendarmenmarktes
Der heutige Name des Platzes hat übrigens nichts mit Polizisten zu tun, auch wenn die Wurzeln des Wortes Gendarm – Gens d’Armes – gleich sind. Noch bis 1786 hieß der ursprüngliche Lindenmarkt Mittelmarkt oder Friedrichstädter Markt, ehe er für kurze Zeit in Neuer Markt umbenannt wurde.
In jener Epoche ließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. die Stallungen seiner Kürrassiere auf dem Markt errichten, der Elite der schweren Kavallerie, die auch „Gens d’Armes“ genannt wurden. Dieser Begriff („Herren der Waffen“) hatte sich im 15.Jahrhundert für die schwer bewaffneten Ritter von Charles VII. eingebürgert (jener Charles, der gemeinsam mit der Jungfrau von Orleans die Engländer aus Frankreich warf).
In Frankreich entwickelte sich aus den Gens d’Armes später die Gendarmerie Nationale, eine berittene Truppe, die heute als Gendarmerie neben der regulären Polizei (der Police Nationale) im ländlichen Raum tätig ist.
In Deutschland wurde der Begriff Gens d’Armes für die Elitegruppen der preußischen Könige verwendet, die später in den Kürassieren aufgingen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Neue Markt im Herzen von Berlin jedoch schon die Bezeichnung Gendarmenmarkt weg, der bis heute erhalten geblieben ist. Zwischen 1946 und 1991 hieß er allerdings Platz der Akademie.
Die Bauten auf dem Gendarmenmarkt
Irreführend ist auch die Bezeichung „Dom“, da es sich bei dem deutschen und dem französischen Dom streng genommen um jeweils zwei Bauten handelt: Die französische Friedrichstadtkirche und die deutsche Neue Kirche, zu denen jeweils ein Turm gehört(„Dôme“ auf Französisch), der als Profanbau nichts mit den Gottesdiensten zu tun hatte. Zwillingstürme waren im späten 18. Jahrhundert rasend populär und tauchten u.a. auf der Piazza del Popolo in Rom und in Greenwich bei London auf. Der französische Dom beherbergt heute das Hugenottenmuseum, während im deutschen Dom die Ausstellung des Deutschen Bundestages untergebracht ist.
1821 gesellte sich das von Karl Friedrich Schinkel erbaute Königliche Schauspielhaus dazu, das im 2. Weltkrieg stark beschädigt wurde. Bis 1984 wurde es originalgetreu wieder aufgebaut, dient seitdem jedoch als Konzerthaus.
Diente der Gendarmenmarkt früher gerne als Ort für Versammlungen und Demonstrationen, gilt er heute als viel besuchte gute Stube von Berlin. Rings um den Gendarmenmarkt finden sich zahlreiche Restaurants, Bars und einige der vornehmsten Hotels von Berlin. Im Spätsommer finden vor dem Konzerthaus die „Classic Open Air“-Konzerte unter dem Sternenhimmel statt und Ende November öffnet der schöne Weihnachtsmarkt seine Pforten.