Das Jüdische Museum

Das Jüdische Museum Berlin schildert die zweitausendjährige Geschichte der Juden in Deutschland und setzt sich aus mehreren Abteilungen zusammen. Mit über 720.000 Besuchern pro Jahr gehört es zu den meistbesuchten Museen von Berlin.

Das Jüdische Museum im Stadtteil Kreuzberg setzt sich aus dem „alten“ Teil im barocken Kollegienhaus und dem spektakulären neuen Haus von Daniel Libeskind zusammen. Neben der Dauerausstellung beherbergen die beiden Gebäude wichtige Archive und Forschungseinrichtungen, eine Bibliothek und das Rafael Roth Learning Center. Dazu finden regelmäßige Sonderausstellungen und Veranstaltungen statt.

Die Geschichte des Museums

Ein erstes Jüdisches Museum war im Januar 1933 in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte neben der Neuen Synagoge eröffnet worden – sechs Tage vor der Machtergreifung der Nazis. Dem Museum war kein langes Leben beschieden: Im November 1938 wurde es von der Gestapo geschlossen, die Ausstellungsstücke beschlagnahmt. Nach dem zweiten Weltkrieg sollte es noch bis in die 70er Jahre dauern, ehe wieder über ein jüdisches Museum für Berlin gesprochen wurde.

1971 fand im Berlin Museum in der Lindenstraße eine Ausstellung zum 300.Jahrestag der Gründung der jüdischen Gemeinde von Berlin statt, die zu dem Vorschlag führte, dem Berlin Museum ein neues „Jüdisches Museum“ anzuschließen, das den Berliner Juden und ihrer Geschichte gewidmet würde. Obwohl 1976 die „Gesellschaft für ein jüdisches Museum in Berlin e.V.“ gegründet wurde, sollte es noch bis 1986 dauern, ehe den bis dahin zusammengetragenen Sammlungen Räume im Berlin Museum und im Martin Gropius-Bau zur Verfügung gestellt wurden.

Weitere drei Jahre vergingen, bis Daniel Libeskind im Juni 1989 mit seinem Entwurf „Between the Lines“ den Zuschlag für einen Erweiterungsbau des Berlin Museums gewann – doch kurz danach fiel die Berliner Mauer und es kam zu weiteren Verzögerungen. Erst im November 1992 folgte schließlich die Grundsteinlegung. Trotzdem kam es noch mehrere Jahre lang zu Diskussionen um das „integrative Konzept“, welches das zukünftige Jüdische Museum mit dem Berlin Museum verbinden sollte.

Schließlich wurde der ehemalige amerikanische Finanzminister W. Michael Blumenthal ins Boot geholt, der 1939 mit seinen Eltern aus Berlin nach Shanghai ausgewandert war. Er setzte schließlich durch, dass das Jüdische Museum ein eigenständiger Bau werden sollte, das nicht nur die Geschichte der Juden in Berlin dokumentieren würde, sondern die Geschichte der Juden in Deutschland im Allgemeinen. Das Märkische Museum in Mitte sollte fortan als Berliner Stadtmuseum dienen, während da Kollegienhaus, in dem das Berlin Museum untergebracht war, zum Teil des neuen Jüdischen Museums wurde.

Das Kollegienhaus

Das Kollegienhaus war ursprünglich 1735 im Auftrag von König Friedrich Wilhelm I. als Gerichtsgebäude erbaut worden. Im zweiten Weltkrieg wurde es fast vollständig zerstört und 1964 wieder aufgebaut. Von 1969 bis 1992 diente es als Berlin Museum für West-Berlin und beherbergt heute den Empfangsbereich des Jüdischen Museums, die Sonderausstellungsräume und ein Restaurant. 2007 wurde das Kollegienhaus um den Glashof von Daniel Libeskind ergänzt, ein 670 Quadratmeter großes Glasdach über dem Innenhof, das Bezug auf das jüdische Laubhüttenfest Sukkot nimmt.

Der Libeskind-Bau

Spektakulär ist der preisgekrönte zickzackförmige Neubau von Daniel Libeskind ausgefallen, der heute die Dauerausstellung des Museums beherbergt. Auffällige Details des Neubaus sind die drei sich kreuzenden „Achsen“, die den Besucher begrüßen. Die „Achse der Kontinuität führt zur Dauerausstellung, die Achse des Holocaust zum beklemmenden Holocaust-Turm und die Achse des Exils zum Garten des Exils, der von 49 Betonstelen geprägt wird.

Eine weitere Besonderheit sind die „Voids“ genannten leeren Räume, die sich über sämtliche Etagen erstrecken und von der Dauerausstellung her einsehbar sind. Sie sollen an die Leere erinnern, die der Holocaust in das jüdische Leben Deutschlands gerissen hat.

Die Dauerausstellung dokumentiert zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte vom Zuzug der ersten Juden in die mittelalterlichen Städte Deutschlands über die Blütezeit des 19.Jahrhunders und die Schrecken der Nazizeit bis zum Neubeginn. Weitere Highlights sind die Installation „Shalechet – Gefallenes Laub“ im sogenannten Memory Void und das multimediale Rafael Roth Learning Center.

Der Besuch des Jüdischen Museums

Das Jüdische Museum in der Lindenstraße ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, montags sogar bis 22 Uhr. Der Eintritt inkl. Sonderausstellungen kostet 7,00 Euro für Erwachsene, 3,50 Euro ermäßigt.  Am Heiligabend und an den jüdischen Feiertagen Rosh Hashana und Jom Kippur ist das Museum geschlossen.