Museumswohnungen in Berlin: Jahrhundertwende und DDR-Zeit

Ein echter Geheimtipp in Berlin ist die Museumswohnung „Zimmermeister Brunzel baut ein Mietshaus“ in Prenzlauer Berg. Das Viertel, das heute als Biotop wohlhabender junger Familien bekannt ist, entstand in seiner heutigen Form in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als im zuvor eher ländlichen Bezirk die ersten mehrstöckigen Häuser emporwuchsen. Während des zweiten Baubooms ab 1895 entstand auch das Haus in der Dunckerstraße 77 am Helmholtzplatz. Zimmermeister Brunzel erwarb ein 914 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem er eiligst ein Mietshaus hochzog um an Berlins rasantem Wachstum mitzuverdienen. Vor allem Arbeiterfamilien und kleine Beamte lebten einst in den Wohnungen.

Das Leben der kleinen Leute

Heute will die originalgetreu im Stil der Jahrhundertwende eingerichtete Wohnung einen Einblick in das Leben der „kleinen Leute“ in Berlin jener Epoche vermitteln. Der Besuch stellt somit auch einen sehenswerten Kontrast zum Besuch der preußischen Schlösser in Charlottenburg und Potsdam dar. Die Dreizimmerwohnung liegt im „besseren“ Vorderhaus und zeigt eine klassische kleinbürgerliche Einrichtung mit Kachelofen in der „guten Stube“ der mit Kohle oder Briketts geheizt wurde, einer Wohnküche und dem kleinen Schlafzimmer. Trotz der beengten Verhältnisse wurde das Wohnzimmer lediglich genutzt um Besuch zu empfangen, während sich die Familie ansonsten grundsätzlich in der Küche aufhielt. Dort wurde auch im Zuber gebadet – Badezimmer waren zu jener Zeit noch unbekannt.

Dazu informiert die Ausstellung über die Lebensumstände der ärmeren Bevölkerung. So nahmen Familien häufig Untermieter oder sogenannte Schlafgänger bei sich auf um ein kleines Zusatzeinkommen zu generieren. Wie übel deren Lage gewesen sein musste, beweist eine 1880 erlassene Verordnung wonach einem einzelnen Schlafgänger drei Quadratmeter Bodenfläche und ein Quadratmeter Luft (!) zur Verfügung gestellt werden musste.

Der Besuch der Museumswohnung

Die Museumswohnung ist täglich außer Mittwoch von 11.00 bis 16.30 Uhr für Besucher geöffnet. Erwachsene zahlen 2,00€, Kinder und Jugendliche 1,00€. Die Wohnung wird ehrenamtlich von Senioren aus der Nachbarschaft betreut, die die Fragen der Besucher gerne beantworten. Auch bei Kieztouren im Prenzlauer Berg wird die Wohnung gerne besucht.

Leben in der DDR: Die Museumswohnung in Hellersdorf

Eine weitere sehenswerte Museumswohnung wurde in einem Plattenbau in Berlin-Hellersdorf eingerichtet. Die 61 Quadratmeter große Wohnung wurde 1986 von VEB Wohnungsbaukombinat Cottbus erbaut und war für Familien mit ein bis zwei Kindern gedacht. Die Miete kostete lediglich 109 Ostmark. Für die „Museumswohnung WBS 70“ wurden zahlreiche Möbel und Einrichtungsgegenstände aus der DDR zusammengetragen, so dass sie heute ein beeindruckend realistisches Bild der späten DDR-Zeit bietet. Zu sehen ist u.a. ein Chromat-Fernseher, der seinerzeit beim RFT Staßfurt produziert wurde und sagenhafte 4500 Mark kostete (bei einem durchschnittlichen Bruttogehalt von 1322 Mark).

Die Wohnung im Parterre des Hauses Hellersdorfer Straße 179 ist nur sonntags von 14 – 16 Uhr (oder nach Vereinbarung) geöffnet. Der Eintritt ist frei.