Die Potsdamer Schlösser Teil 2

Weniger bekannt aber weit größer ist das Neue Palais das den Schlosspark Sanssouci an der Westseite begrenzt. Der mächtige Bau entstand tatsächlich erst nach dem filigranen Lustschlösschen Sanssouci: Friedrich der Große gab in 1763 nach dem gewonnenen Siebenjährigen Krieg in Auftrag um die neue Bedeutung Preußens als europäische Großmacht zu betonen. Da er selbst nicht noch eine Residenz brauchte, ließ er das Neue Palais zunächst für seine Gäste bauen um rauschende Feste zu feiern. Neben 200 Gästezimmern wurden vier prunkvolle Festsäle eingerichtet und ein Theater. Für sich selbst reservierte Fritz eine Wohnung im südlichen Seitenflügel. Als Ersatz für die verbannte Königin Elisabeth Christine durfte Friedrichs unverheiratete Schwester Anna Amalie im Neuen Palais leben und die Rolle der Dame des Hauses übernehmen.

Nach dem Tode des großen Fritz wurde das große Schloss nur noch selten genutzt. Erst Kaiser Wilhelm II. konnte sich Ende des 19. Jahrhunderts wieder für das Neue Palais begeistern und ließ es grundlegend modernisieren: So wurde elektrisches Licht installiert, eine Dampfheizung, neue Toiletten und Badezimmer und sogar ein Fahrstuhl. Zusammen mit seiner Gattin, Kaiserin Auguste Viktoria, verbrachte Wilhelm II. von 1888 bis 1918 die Sommermonate gewöhnlich im Neuen Palais – ehe das Ende des Ersten Weltkrieges auch das Ende der preußischen Monarchie besiegelte.

Das Neue Palais heute

Wie Sanssouci überstand auch das barocke Neue Palais den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, wurde dann aber von der Sowjetunion gründlich geplündert. Heute erstrahlt die restaurierte Anlage jedoch wieder im alten Glanz und kann teilweise besichtigt werden. Ein weiterer Teil des Baus gehört heute zur Universität Potsdam, die hier u.a. die philosophische Fakultät untergebracht hat.

Zu den Highlights des Neuen Palais gehören die Obere Galerie, die Marmorgalerie und der Muschelsaal, sowie das barocke Theater, in dem heute noch regelmäßig Aufführungen stattfinden. Erst 2012 wurde das frisch restaurierte Untere Fürstenquartier zur Besichtigung freigegeben, eine der schönsten Gästewohnungen im Neuen Palais mit Tressenzimmer, Konzertzimmer und Ovalem Kabinett.

Das Orangerieschloss

Auf dem Gelände von Sanssouci liegt auch das kleinere Orangerieschloss, das von vielen Besuchern zu Unrecht übersehen wird. Wie Sanssouci liegt auch die Neuere Orangerie auf dem Bornstedter Höhenzug und wird durch großzügige Treppen mit dem tiefer liegenden Park verbunden. Es war zukünftige Friedrich Wilhelm IV. der hier Anfang des 19. Jahrhunderts eine Anlage im Stil der italienischen Renaissance plante und seine Ideen nach der Übernahme des Throns 1840 in die Tat umsetzte.

Das Orangerieschloss wurde mit einer italienischen Loggia ausgestattet und mit zahlen Statuen, Figuren und Plastiken geschmückt. Im Inneren befindet sich der Raffaelsaal, in dem 50 Kopien von Bildern des großen Renaissancemalers zu sehen sind, darunter eine Sixtinische Madonna und die Stanzen aus dem Vatikan, wie die berühmte Schule von Athen. Sehenswert sind auch die vielen anderen prunkvoll geschmückten Gemächer von Friedrich Wilhelm IV. und seiner Familie, darunter das Lapislazulizimmer, das Malachitzimmer und das Bernsteinzimmer (das mit dem legendären St. Petersburger Bernsteinzimmer nichts zu tun hat und mit ihm nur die Farbe gemeinsam hat).

In den insgesamt 103 Meter langen Pflanzenhallen fanden empfindliche Gewächse aus dem Mittelmeerraum wie Palmen und Orangenbäume eine Heimat, sowie eine weitere Ansammlung an Figuren, Allegorien auf die Jahreszeiten und die Monate.