Vom eigentlichen Potsdam ist es nur ein kurzer Spaziergang zum Park Babelsberg, dessen Strandbad in den Sommermonaten eine gemütliche Alternative zum Wannsee darstellt. Der 114 Hektar große Park wurde Mitte des 19. Jahrhundert von Prinz Wilhelm in Auftrag gegeben, dem es quer lag, dass seine Brüder Carl und Friedrich Wilhelm eigene Schlösser bekommen hatten (Glienicke und Charlottenhof).
Wilhelm ließ zunächst Peter Joseph Lenné und später den Fürsten Hermann von Pückler-Muskau das Gelände am See gestalten, während Karl Friedrich Schinkel für ihn das Schloss Babelsberg errichtete.
Schloss Babelsberg und der Park
Ähnlich wie sein Kollege in Bayern war auch Prinz Wilhelm vom Mittelalter begeistert und auch wenn es nicht zum Pomp von Neuschwanstein reichte, wurde Schloss Babelsberg doch in einem eher ungewöhnlichen gotisch-englischen Stil erbaut – bei dem Prinzessin Augusta dem Architekten Schinkel immer wieder reinredete. Bis der Bau 1849 schließlich vollendet wurde, hatte Augusta bereits drei Baumeister verschlissen. Nach dem Tod des mittlerweile zu König Wilhelm I. aufgestiegenen Hausherren wurde das Schloss lange Zeit kaum noch genutzt, ehe es in der DDR u.a. als Sitz der ersten Hochschule für Film und Fernsehen diente und später als Museum. Derzeit wird Schloss Babelsberg aufwändig saniert und soll ab 2015 besichtigt werden können.
Bis dahin gibt es im Park Babelsberg jedoch noch viele andere Dinge zu sehen, zum Beispiel das ungewöhnliche Dampfmaschinenhaus an der Havelbucht, das dafür sorgte, dass die Parkanlagen und Springbrunnen mittels Dampfkraft mit Wasser versorgt wurden. Für Aufsehen sorgte schon damals die Gestaltung im orientalischen Stil, die dem Bauwerk bis heute den Spitznamen Moschee eingebracht hat.
Zum Wahrzeichen von Babelsberg hat es der wuchtige 46 Meter hohe Flatowturm gebracht, eine Kopie des mittelalterlichen Eschenheimer Turms in Frankfurt. Ebenfalls eine gelungene Kopie ist das sogenannte Matrosenhaus, das sich Architekt Strack beim Stendaler Rathaus abgeguckt hatte. Die Gerichtslaube ist eine Kopie (unter Verwendung von Originalteilen!) der mittelalterlichen Gerichtslaube von Berlin, die im Zentrum ab 1860 dem neuen Roten Rathaus weichen musste. Im hübschen „Kleinen Schloss“ ist heute ein Restaurant untergebracht, auf dessen Terrasse sich eine Pause einlegen lässt.
Die Glienicker Brücke
Vom Park Babelsberg bietet sich auch der schönste Blick auf die berühmte Glienicker Brücke, die während des Kalten Krieges West-Berlin und die DDR (Potsdam) miteinander verband. Aufgrund ihrer Lage wurde sie zwischen 1962 und 1986 dreimal genutzt um enttarnte und gefangengenommene Geheimagenten und politische Gefangene auszutauschen. Dazu tauchte sie auch in Filmen und Spionageromanen der Epoche auf oder wurde von anderen Brücken wie der Swinemünder Brücke gedoubelt.
Schloss Glienecke und der Glienicker Park
Ursprünglich ein einfaches Landhaus aus dem 18. Jahrhundert, ließ Prinz Carl das Anwesen im Park ab 1825 zum Schloss Glienicke aus- und umbauen. Er setzte dabei jedoch nicht auf den englisch-gotischen Stil, sondern wollte seinen „Traum von Italien“ verwirklicht sehen. So entstand eine hübsche italienische Anlage mit einem herrlichen von Pergolas umgebenen Gartenhof.
Nach seinem Tod wurde Schloss Glienicke lange vernachlässigt, ehe es Ende des 20. Jahrhunderts aufwändig renoviert wurde. Heute können die Wohnräume von Prinz Carl wieder besichtigt werden und das „Hofgärtnermuseum“, das die Arbeit der emsigen Gärtner in den riesigen Parkanlagen von Potsdam würdigt. Im Glienicker Park verteilt sind weitere hübsche Bauten wie das Stibadium, eine Art Gartenlaube, die Löwenfontäne und die betreffend benannte Neugierde: Aus diesem Ausguck ließ sich beim Teetrinken der Verkehr auf der Chaussee heimlich beobachten.