Für heutige Schüler ist die DDR-Epoche genauso weit entfernt wie der zweite Weltkrieg oder die Reichsgründung. Schließlich waren sie nicht einmal geboren, als die Berliner Mauer fiel und das geteilte Deutschland wiedervereinigt wurde. Einen guten Eindruck vom Wesen des Unrechtsstaates DDR vermittelt das ehemalige Stasi-Gefängnis im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen das 1994 in eine Gedenkstätte umgewandelt wurde.
Von der Haftanstalt zur Gedenkstätte
Das spätere Gefängnis wurde von den Nationalsozialisten als Großküche für ein benachbartes Barackenlager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter errichtet. Nach Kriegsenge nutzten die Sowjets die Küche als Speziallager für politische Häftlinge, darunter ehemalige Nazis, osteuropäische Zwangsarbeiter und alle, die in irgendeiner Form „anti-sowjetischer Aktivitäten“ verdächtigt wurden. 1951 übernahm die neue Staatssicherheit der DDR das Gefängnis von den Sowjets einschließlich ihrer brutalen Verhör- und Foltermethoden.
Bis zum Ende der DDR im Jahr 1989 war das Gefängnis in Hohenschönhausen das wichtigste Stasi-Gefängnisse, in dem insgesamt über 10.000 Menschen inhaftiert, verhört und gefoltert wurden. Vielfach handelte es sich um Regimekritiker und Menschen, die bei einem Fluchtversuch festgenommen wurden. Die letzten Gefangenen wurden im Frühling 1990 freigelassen und das Gebäude in seinem Originalzustand in eine Gedenkstätte verwandelt.
Eine Führung durch das Stasi-Gefängnis
Der Besuch der Gedenkstätte besteht in der Regel aus einem Besuch der Dauerausstellung, die die Erlebnisse der Opfer dokumentiert und einer Führung durch die Räumlichkeiten. Auf Wunsch kann zusätzlich eine Zusammenkunft mit einem Zeitzeugen vereinbart werden. Zahlreiche ehemalige Häftlinge haben sich bereiterklärt, mit den Schülern ihre direkten ungefilterten Erfahrungen zu teilen und ihre Fragen zu beantworten. Die pädagogische Bildungsstelle der Gedenkstätte kann außerdem altersspezifische Projekttage arrangieren, bei denen sich die Schüler gezielten Themen wie der Politik der SED-Diktator, der Verfolgung politisch Andersdenkender oder dem alltäglichen von Bespitzelung geprägten Leben in der DDR widmen.
Zu beachten ist dabei, dass die Nachfrage nach Führungen, Zeitzeugenseminaren und Projekttagen sehr hoch ist. Wer im Rahmen einer Klassenfahrt die Gedenkstätte Hohenschönhausen besuchen möchte, sollte daher entsprechend früh mit der Planung beginnen.
Das Stasi-Museum in Lichtenberg
Alternativ oder ergänzend zum Besuch der Denkstätte ist ein Besuch des Stasi-Museums empfehlenswert. Das Museum wurde im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit in Lichtenberg eingerichtet. Hier sind die noch immer original eingerichteten Arbeitsräume der Stasi-Mitarbeiter zu besichtigen, sowie die Ministerbüros, der große Konferenzsaal und das eigene Casino. Ausstellungsstücke erklären die Aufgaben und das Vorgehen der Staatssicherheit, darunter diverse Bespitzelungsmethoden wie versteckte Mikrofone und Kameras.
Das Stasi-Museum kann auf eigene Faust oder im Rahmen einer Führung für Schüler besucht werden. Es befindet sich in der Ruschestraße 103 nahe der U-Bahn-Haltestelle Magdalenenstraße (U5).
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