Zitadelle Spandau

Bei Berlin denken die meisten Besucher automatisch an die wuchtigen preußischen Prachtbauten der Berliner Innenstadt. Tatsächlich bietet Berlin jedoch auch eine der am besterhaltenen Renaissance-Festungen Europas – die Zitadelle Spandau im nordwestlich der Innenstadt gelegenen Bezirk Spandau.

Die Geschichte der Zitadelle

Die Zitadelle wurde zwischen 1559 und 1594 als Teil der Festung Spandau von Francesco Chiaramella de Gandino und Rochus Graf zu Lynar im klassischen Viereck-Stil der Renaissance erbaut. Damit reagierte Kurfürst Joachim II. auf neumodische Angriffswaffen, denen seine alte Burg schutzlos gegenüber stand. Allerdings achteten seine italienischen Baumeister darauf, ältere Anlagen der Burg mit in die neue Festung einzubeziehen.

Während die Schweden 1675 mit ihrer Belagerung während des Dreißigjährigen Krieges scheiterten, gelang es Napoleon im Oktober 1806 problemlos die Zitadelle einzunehmen – der Kommandant kapitulierte schon beim Anblick der französischen Truppen ohne sich zu verteidigen.

Die Nazis nutzten die Zitadelle als Laboratorium für die Weiterentwicklung chemischer Kampfstoffe und Gasschutzmaßnahmen. Seither wird sie vor allem für kulturelle Zwecke genutzt. Sehr beliebt sind die sommerlichen Open Air-Konzerte im Hof der Zitadelle. Die Zitadelle Spandau wird ab und zu mit dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau verwechselt, in dem die größten Kriegsverbrecher des Nationalsozialismus ihre Haftstrafen absaßen bis 1987 mit Rudolf Heß der letzte von ihnen starb. Anschließend wurde das Gebäude abgerissen.

Der Juliusturm der Zitadelle

Der markanteste Bau der Anlage ist der 30 Meter hohe Juliusturm, der bereits im 13. Jahrhundert errichtet wurde und als Wachturm diente. Seine trutzigen Mauern boten im Angriffsfall zudem besseren Schutz als der benachbarte Palas und so konnte der Juliusturm auch als Wohnturm genutzt werden. Eine Wendeltreppe führt heute über 145 Stufen zu den Zinnen hinauf, von denen sich ein schöner Blick über Spandau, den Flughafen Tegel und die Berliner Innenstadt bietet.
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde der sogenannte Reichskriegsschatz (von den Franzosen gezahlte Kriegsentschädigungen) im Turm gelagert. Nachdem Langfinger 1910 den Schatz stehlen wollten, wurde die heute noch sichtbare drei Tonnen schwere Tresortür eingebaut. Es nutzte den Preußen letztendlich wenig – nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg mussten die insgesamt 1200 Kisten wieder an Frankreich zurückgegeben werden.

Weitere Gebäude der Zitadelle

Hinter dem prächtigen Torhaus, das die Besucher der Zitadelle empfängt, wartet der Palais, der wie der Juliusturm schon vor dem Bau der Zitadelle im 16. Jahrhundert existierte, aber später umgestaltet wurde. Sehenswert sind auch das Stadtgeschichtliche Museum Spandau im Zeughaus und die Bastion Königin, in der 70 jüdische Grabsteine aus dem Mittelalter aufbewahrt werden.  Im Magazin sollen ab 2014 die insgesamt 26 Standbilder und 40 Büsten zu sehen sein, die ursprünglich auf der Siegesallee, im Tiergarten und auf der Schlossbrücke standen und von 1978 bis 2006 im Berliner Lapidarium in Kreuzberg aufbewahrt wurden.

Die Festung Spandau

Neben der hervorragend erhaltenen Zitadelle sind über ganz Spandau noch weitere Reste der ehemaligen Stadtfestung erhalten, darunter das Fort Hahneberg in Staaken, in dem Quentin Tarantino einige Szenen seines Filmes Inglorious Basterds drehte, und die Teltower Schanze.

In der Zitadelle werden ständig kulturelle Veranstaltungen, Kunstausstellungen, Konzerte im Gotischen Saal und ähnliches angeboten, so dass sich eine touristische Besichtigung gut mit dem Besuch einer Veranstaltung verbinden lässt. Für Kinder stehen unterschiedliche Workshops zur Verfügung, zum Beispiel ein Besuch der Wollwerkstatt, in der Kinder lernen können, wie Schafswolle früher zu Garn gesponnen und verarbeitet wurde. An Terminen wie dem „Oster-Ritter-Spectaculum“ und dem Museumskinderfest lebt die bunte Welt des Mittelalters mit Kostümen und Vorführungen wieder auf.

Der reguläre Eintritt für den Besuch der Zitadelle kostet 4,50€ (ermäßigt 2,50€). Die Zitadelle ist an 365 Tagen im Jahr von 10 bis 17 Uhr geöffnet.